Liebe Filmfreunde, ich möchte Sie und Euch herzlich zu unserem nächsten Film im Pfarrhaus einladen:
Freitag, 18.11. 2016 um 20:00 Uhr „Solo Sunny“ Eintritt 4,- €, ermäßigt 3,-€
Film Info: Solo Sunny
DDR 1978-1980, Spielfilm, 102 Minuten, FSK 12
Regie: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase (Co-Regie); Drehbuch: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase; Kamera: Eberhard Geick; Schnitt: Evelyn Carow; Musik: Günther Fischer
Besetzung: Renate Krößner: Ingrid „Sunny“ Sommer, Alexander Lang: Ralph, Heide Kipp: Christine, Dieter Montag: Harry, Klaus Brasch: Norbert, Fred Düren: Arzt, Ulrich Anschütz: Grafiker, Ursula Braun: Frau Pfeiffer, Michael Christian: Mann bei Sunny, Regine Doreen: Monika, Klaus Händel: Bernd, Hansjürgen Hürrig: Hubert, Olaf Mierau: Udo, Molly-Sisters: Molly-Sisters, Thomas Neumann: Volkspolizist, Rolf Pfannenstein: Ernesto
Johanna Schall: Die Neue, Bernd Stegemann: Detlef, Harald Warmbrunn: Benno Bohne, Uwe Zerbe: Meister, Lothar Warneke: Zapfer, Detlef Gieß: Leistungssportler
Ihr filmisches Hauptwerk: Renate Krößner erhielt für die Titelrolle in „Solo Sunny” den Silbernen Bären der Berlinale 1982 © ddp Images |
DDR, Ende der siebziger Jahre. Schlagersängerin Solo Sunny vom Prenzlauer Berg, die frühere Arbeiterin Ingrid hat die Fabrik hinter sich gelassen, tingelt mit ihrer Band durch Dörfer und Kleinstädte der Provinz (…verstimmtes Kneipenpiano, bissige Kurzsatire auf die Unterhaltungskunst in der Provinz der real existierenden DDR, namenlose Bühne, schmieriger Conférencier…).
Trotz aller beruflichen und privaten Rückschläge und Scheitern (…Rauswurf eines Geliebten aus der Hinterhofwohnung, Taxifahrer Harry himmelt sie an, Philosoph Ralph betrügt sie, gegen Avancen des Saxophonisten erwehrt sie sich, gegen die herablassenden Ansagen des dummdreisten Conférenciers protestiert sie, Streit und Rauswurf aus der Band, Schlaftabletten, Krankenhaus…) sowie der Schwierigkeiten, ihre Träume mit den Lebensrealitäten in der DDR in Einklang zu bringen, versucht Sunny, die Hoffnung nicht aufzugeben. Die junge Frau gibt sich nicht geschlagen, lenkt ihr Leben in neue Bahnen. Drama über Identitätsprobleme Jugendlicher in der DDR (…und anderswo…)
Der Inhalt dieses Meisterwerks und letzten Films von Konrad Wolf über Außenseiter in der DDR ist scheinbar schnell erzählt… doch die Geschichten dahinter sind das eigentlich interessante, faszinierende, dass was bewegt und eine erstaunliche Authentizität und Aktualität besitzt! Die Geschichte entfaltet sich in kleinen Szenen und überaus genau beobachteten Momentaufnahmen, in denen sich das Leben in seiner ganzen Fülle spiegelt.
Für mich war dieser Film, als ich ihn zum ersten Mal sah, wie „ein bisschen Aufbruch“, ein Film, der die innere Unabhängigkeit des Künstlers und des Menschen überhaupt und das Recht auf Unangepasstheit feiert, wie eine politische Provokation…
Neben einer einfach grandiosen Filmbesetzung mit tollen Schauspielern trägt die Musik von Jazzmusiker Günther Fischer und die Gesangsstimme der Jazzsängerin Regine Dobberschütz für Renate Krößner zu einem überzeugenden, äußerst charmanten Zeitdokument der DDR in den 70er Jahren bei. Spätestens nach dem Soundtrack „Come between the lights, looking at my face, here is your place. Stay in through the night.“ geht einem bis zum Ende des Films Sunny nicht mehr aus dem Kopf…
Ohne den Erfolg bei der Berlinale wäre Konrad Wolfs Film „Solo Sunny“ 1982 wohl ganz schnell wieder aus den Kinos der DDR verschwunden. Das eigentlich Erstaunliche aber war: Der im Politbüro bestgelittene Filmregisseur des Landes schien plötzlich subversiv… Seien Sie gespannt auf einen interessanten, unterhaltsamen Filmabend…
Nach der Weihnachtspause können Sie sich auf den 20.01.2017 freuen, dann geht es weiter im Kino Groß Brütz.
Seien Sie uns herzlich Willkommen! Gerhard Heine vom Filmklub St.Cinema