„Unser Dorfladen Grambow e.G“ – Wie kam Grambow zu seinem Dorfladen?

Der Beginn seiner Entstehung lag im Jahr 2009. In diesem Jahr weilten zwei Künstler für 6 Monate (März-September) in Grambow. Deren Anwesenheit war in 2008 das Ergebnis einer Ausschreibung des Landwirtschaftsministeriums in Mecklenburg Vorpommern. An kleine und mittelgroße Dörfer gerichtet, mit dem Ziel, dass die Dörfer gemeinsam mit Hilfe der Künstler einen Entwicklungsschub erfahren sollten.

Grambow hat sich bei der Ausschreibung beworben und wurde eines der drei Siegerdörfer.

Für die Betreuung der Siegerdörfer in MV konnten sich Künstler aus ganz Deutschland bewerben und dafür den Vertretern der Siegerdörfer ihre bereits absolvierten Kunstprojekte vorstellen.

Für uns gab es bei der Entscheidung für den/die Künstler, welche in Grambow tätig werden sollten 3 Kriterien:

  1. Das in Grambow zu realisierende Kunstprojekt (KP) sollte mit den Bürgern gemeinsam entwickelt werden.
  2. Das KP sollte keinen temporären Charakter haben
  3. Das KP sollte in seiner Aussage über Grambow hinaus Bedeutung haben und nachhaltig sein.

Bei einigen Einwohnern bestand eine gewisse Ungläubigkeit dahingehend, dass die fremden Künstler der Gemeinde einen Entwicklungsschub geben können und das durch ihre zu vermittelnde Kunst.

Die Künstler führten intensive Gespräche und Befragungen mit den Bürgern der Gemeinde, mit dem Ziel ein Bild über Zufriedenheit, Unzufriedenheit, Hoffnungen und Erwartungen zu erschaffen.

Dieses Abbild findet sich in den künstlerisch umgesetzten Befragungsergebnissen der Bürger auf den „Verkehrsschildern“, die auch heute noch im Dorfzentrum stehen, wieder. Finanziert von den Künstlern.

Ein Wunsch von vielen, der sich nicht in den Schildern wiederfinden konnte, war der Wunsch nach einem Dorfladen.

Im August 2009 wurde, das fast fertige Projekt der Künstler in einem Forum, welches im Moorkrug stattfand dem Landwirtschaftsminister Dr. Backhaus und seinem Abteilungsleiter Herrn Scherning vorgestellt. Dabei kam auch der Wunsch der Bürger nach einem Dorfladen zur Sprache.

An dieser Stelle erwähnte der Minister einen prägenden Satz: „ Wer den Dorfladen mit 40 Jahren nicht braucht, der sollte ihn mit 70 Jahren nicht suchen!“

Der Wunsch danach war natürlich, weder mit dem Kunstprojekt, noch aus eigener Kraft der Gemeinde sofort umsetzbar.

Einige Monate später meldete sich Herr Scherning, aus dem Landwirtschaftsministerium bei mir und informierte mich, dass ein Vertreter einer „Dorfladengenossenschaft“ (DLG)aus Jülich sich bei ihm gemeldet hat, um diese Idee ins Land MV zu tragen.

Der Vorstoß der Jülicher, die bereits 5 Jahre erfolgreich ihren Dorfladen betrieben, stieß in unserer damaligen Gemeindevertretung auf Interesse und so vermittelte Herr Scherning den Kontakt. Es erfolgten mehrere Besuche der jülicher Vertreter in Grambow, bei denen die notwendige professionelle Herangehensweise auch in öffentlichen Veranstaltungen erörtert wurde.

Im Ergebnis dessen legten sie eine Erfassung aller relevanten Aspekte vor, wie u.a.: Erfassung aller Einkaufseinrichtungen im Umkreis von 20 km; Bevölkerungsdichte; statistisch ersichtliche Kaufkraft; Fahrwege benachbarter Dörfer, die Grambow tangieren.

Auch wurde das Sortimentsprofil, die Investitionskosten, der täglich notwendige Umsatz und die Fördermöglichkeiten vorgelegt.

Die nächsten Schritte waren nun über unser Amt Lützow Fördermöglichkeiten zu eruieren und Stiftungsausschreibungen auf ihre Förderziele hin, in Bezug auf unser Ziel des bürgereigenen Dorfladens abzugleichen.

Das Glück war auf unserer Seite und wir erhielten die Zusage einer landeseigenen Förderung über „LEADER“ und eine Förderzusage, nach Beantragung, durch die Robert Bosch Stiftung, die in Berlin ansässig ist.

Damit war für unsere Gemeinde, trotz unausgeglichenem Haushalt der Weg frei zur Realisierung des Projektes „Dorfladen“. Die Gemeindevertretung beauftragte daraufhin unseren damaligen Finanzausschussvorsitzenden, Paul Todt, mit der treuhänderischen Verwaltung der Fördermittel bei der Realisierung unseres Dorfladenprojektes.

Natürlich gab es noch weitere knifflige und aufwendige Aufgaben, denen wir uns in der damaligen Gemeindevertretung gemeinsam stellten und die fast unmöglich zu lösenden Hindernisse aus dem Weg räumten. Wenn wir jetzt nach über 10 Jahren bestehen des Dorfladens zurückblicken, so ist klar, dass der ehrenamtliche Anteil an seiner Lebensfähigkeit wesentlich höher ist, als er zur Gründungzeit eingeschätzt wurde. Das es so ist, zeugt aus meiner Sicht von einer Lebensgemeinschaft, die in Grambow mehr ist als nur Empfänger von Waren und Dienstleistungen zu sein.

Herbert Piotrowski